Martin Luther in Weimar

Eine noch unentdeckte Beziehung

Die Verbindungen Martin Luthers zu Weimar sind enger als allgemein bekannt. Luthers Landesherren, die Weimar 1513 als Nebenresidenz und 1531 als eine ihrer Hauptresidenzen wählten, waren Grund für seine häufigen Besuche in der Stadt zwischen 1518 und 1540. Im Gefolge von Kurfürst Johann und später Johann Friedrich beriet Luther hier über die Durchsetzung der Reformation und nahm Instruktionen entgegen. Als Quartier diente ihm unter anderem das Franziskanerkloster am Palais, woran heute eine Gedenktafel erinnert.

Während seiner Besuche predigte Luther wiederholt in der Schlosskirche und in der Stadtkirche St. Peter und Paul. In letzterer, heute Herderkirche genannt, befindet sich der von Lucas Cranach d. J. bemalte Dreiflügelaltar (1552/53), ein Hauptwerk für die bildliche Darstellung der lutherischen Lehre, auf dem der Reformator selbst abgebildet ist und mit symbolischer Geste auf die Bibel weist.

Weimar besitzt eine Vielzahl hochrangiger Zeugnisse der reformatorischen Bewegung. Im Thüringischen Hauptstaatsarchiv liegen bedeutende Briefbestände Luthers und seiner Mitstreiter, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek und die Kunstsammlungen der Klassik Stiftung Weimar verwahren tausende Grafiken und Drucke aus dem 16. Jahrhundert.

Seit 1883, dem 400. Geburtstag des Reformators, erscheint die Kritische Gesamtausgabe seiner Werke, von der bis heute 117 Bände vorliegen und die noch immer fortgeführt wird. Lange Jahre ist diese Monumentaledition im Verlag Hermann Böhlau im heutigen Stadtarchiv gedruckt worden, weshalb man auch von der Weimarer Ausgabe spricht.

Luther und Weimar, eine Beziehung, über die es noch viel zu entdecken gibt.